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Nährstoffen
Erhalt und Verluste
von Nährstoffen
Über den Erhalt und mögliche Verluste von Nährstof-
fen sollte man Folgendes wissen: Alles, was wir mal
gegessen haben, waren früher Produkte aus natürlich
gewachsenen Strukturen. Diese organischen Struk-
turen sind nicht "stabil". Lebensmittel können schim-
meln, verfaulen, gären oder vertrocknen. Sie werden
dann oft ungenießbar. Wenn wir davon essen, wird
uns übel oder wir bekommen Durchfall. Das ist den
meisten Menschen klar. Aber schon bevor Lebensmit-
tel für den Menschen ungenießbar werden, verändern
sie sich. Es finden in den Lebensmitteln chemische
Prozesse statt, die zum Beispiel bewirken, dass Vita-
mine zerfallen. Die richtige Handhabung von Lebens-
mitteln ist daher sehr wichtig.
Die Veränderungsprozesse, die in unseren natürlich
gewachsenen Lebensmitteln erfolgen, sind ebenfalls
umfänglich erforscht. Bis zu den 1990ern wurde dieses
Wissen auch von Seiten der Bundesministerien, also
den öffentlichen Behörden, in zum Beispiel Schulen,
differenziert vermittelt.
So habe ich im online-Archiv des Bundesministeriums
für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) einen um-
fänglichen Bericht mit dem Titel: "Vitaminverluste bei
der Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln"
von A. Bogner, publiziert in "Ernährung/Nutritition,
Vol 19/NR.9 1995", gefunden. In der Einleitung dieses
Artikels steht Folgendes:
"Aufgrund der vorliegenden Empfehlungen soll
der Vitaminbedarf von gesunden Menschen nach
wie vor durch den Verzehr von Lebensmitteln ge-
deckt werden. Voraussetzung dafür ist, dass nicht
nur allein Wissen über den Vitaminbedarf und
über den Gehalt an verschiedenen Vitaminen in
den einzelnen Lebensmitteln, sondern auch Kennt-
nisse über ihre Veränderung bei der Lagerung
und Zubereitung vorhanden sind.
Die Veränderung der Vitamine bei der Lagerung
und Zubereitung ist neben den Einflüssen wie z.B.
Sauerstoff, Licht und Wärme auch von dem Verar-
beitungsgrad des Lebensmittels abhängig.
Über die Vitaminveränderungen bei der Lagerung
und Zubereitung der unterschiedlichen Lebens-
mittelprodukte liegt in der Fachliteratur heute
eine Fülle von Untersuchungsergebnissen vor."
Wir als Bevölkerung müssen also wissen, wo Vitamine
und Mineralstoffe enthalten sind und wie diese sich
unter unterschiedlichen Einwirkungen verändern. Ich
konnte zu diesem Sachverhalt aber keine differenzier-
ten und aktuellen Informationen auf den Seiten des
BMEL finden. Auch auf den Seiten der DGE konnte ich
in Bezug auf Vitaminverluste nur Hinweise unter Thia-
min (B1) finden und das auch nur sehr spärlich. Wo
genau man diese "Fülle von Untersuchungsergebnis-
sen" einsehen kann, oder wie genau diese Ergebnisse
der Bevölkerung zugänglich gemacht werden, ist mir
in über zwei Jahren meiner Recherche nicht klar ge-
worden. Ich selbst habe in meiner Schullaufbahn, wäh-
rend oder nach dem Studium, praktisch keine struk-
turierten Informationen über diese Veränderungspro-
zesse in Lebensmitteln gelernt. Auch das hat mich
stutzig gemacht.
Da ich keine strukturierten Informationen von Seiten
der Behörden finden konnte, habe ich die Grundlagen
von Nährstoffverlusten und weiteres Wissen rund um
Nahrungsmittel selbst zusammengesucht. Diese Infor-
mationen ergänzen die oben aufgeführte Aufstellung
der Nährstoffe. Folgende Erkenntnisse sind bereits
lange bekannt:
1.
Vitamine sind komplexe organische Moleküle, die
sich durch verschiedene Einwirkungen verändern
bzw. zerstört werden. Verluste durch Transport,
Licht, Erhitzen, Gefrieren, sowie lange Lagerung
und Oxidation, also die Reaktion mit Sauerstoff
aus der Luft, führen dazu, dass Vitamine an Wirk-
samkeit verlieren. Ein Beispiel: Die Verluste von
gefrorenem Blattgemüse betragen ca. 7% pro
Monat. Wenn man also Erbsen ein Jahr im Tief-
kühlfach aufbewahrt und dann verwendet, ist fast
kein Vitamin B1 mehr vorhanden. Um sicherzus-
tellen, dass der Körper ausreichend Vitamine erhält,
sollte man besonders Obst und Gemüse öfter roh,
frisch und zeitnah zur Ernte verzehren.
2.
Mineralstoffe sind anorganische Stoffe, die wir für
unseren Stoffwechsel brauchen und auch nicht
selbst herstellen können. Gleichzeitig sind Mineral-
stoffe auch Elemente, also chemisch gesehen Rein-
stoffe, die nicht weiter zerlegt werden können. Die
Angaben für z.B. Eisen, Magnesium, Kalium, Cal-
cium, Zink beziehen sich immer auf die Menge
des Reinstoffes, den unser Körper täglich braucht.
Allerdings kommen diese Stoffe nicht in Reinform
vor, sondern nur als Verbindung mit anderen Stof-
fen. Viele von diesen Verbindungen sind im festen
Zustand beständig. Man kann also zum Beispiel
Grünkohl im Kühlschrank lagern oder einfrieren
und der Gehalt an Eisen oder Zink ist nach einem
Jahr immer noch der gleiche. Allerdings sind diese
mineralischen Verbindungen meist wasserlöslich.
Wird eine Kartoffel gekocht, kann das im festen
Gemüse gebundene Kalium oder Magnesium
gelöst und ausgeschwemmt werden. Das bedeu-
tet, dass mit dem Abgießen des Kochwassers ein
Teil der Mineralstoffe verlorengeht. Das sollte also
vermieden werden. Vor diesem Hintergrund wird
deutlich, dass Eintöpfe eine besonders gute Mö-
glichkeit bieten, Mineralstoffe in der Nahrung zu
erhalten.
3.
Hormone werden im menschlichen Körper produ-
ziert. Sie sind zuständig für die Übertragung von
Signalen und steuern das Zusammenspiel und die
Kommunikation zwischen den Zellen und Gewe-
ben innerhalb eines Organismus. Hormone sind
von der Struktur her Vitaminen sehr ähnlich. Auch
Vitamine sind im Grunde fast immer Botenstoffe
und für die Kommunikation zwischen den Zellen
zuständig. Bemerkenswert ist, dass Hormone,
Vitamine und Mineralstoffe praktisch immer in
unterschiedlichen Konstellationen zusammen-
arbeiten. Insofern ist eine vitaminschonende und
mineralstofferhaltende Zubereitung von Lebens-
mitteln indirekt auch für die Produktion unserer
Hormone relevant. Fehlen essenzielle Nährstoffe,
kann es leicht zu Störungen in unserem Hormon-
haushalt kommen.
4.
Darmbakterien: Vitamine kann der menschliche
Körper nicht selber herstellen. Dafür können aber
unsere Darmbakterien einige von den lebenswich-
tigen Vitaminen synthetisieren, zumindest, wenn
die richtigen Bakterienstämme in ausreichenden
Mengen im Darm vorhanden sind. Diese Bakterien
können die essenziellen Vitamine C und K sowie
alle B-Vitamine herstellen. In welchen Mengen das
genau erfolgt, ist unklar und kann von Mensch zu
Mensch, abhängig von seinem Ernährungsverhal-
ten, stark variieren.
5.
Vitamin D ist sowohl ein Hormon als auch ein Vita-
min. Unter günstigen Konditionen – viel Sonne bei
hohem Sonnenstand – kann der Körper genug
Vitamin D eigenständig produzieren. Das Produkt
wird dann als Hormon bezeichnet. Bei niedrigem
Sonnenstand, oder nur kurzen Sonnenaufenthal-
ten, braucht der Körper eine externe Zufuhr. Das
nennt sich dann Vitamin D und es findet sich in
wenigen Lebensmitteln. Auch dazu gleich mehr.
6.
Förderung bzw. Behinderung der Aufnahme:
Bestimmte Vitamine und Spurenelemente behin-
dern bzw. fördern die gegenseitige Aufnahme
über den Darm und somit auch ihre Wirkung im
Körper. Eine Behinderung entsteht, indem die
Stoffe miteinander reagieren, also praktisch mit-
einander "verkleben". Diese neue Verbindung
kann der Körper dann nicht aufnehmen und die
wichtigen Mineralstoffe werden über den Urin oder
Stuhlgang wieder ausgeschieden. Zum Beispiel
wird die Aufnahme von Eisen durch die gleichzei-
tige Gabe von Calcium oder Zink gehemmt durch
die Zugabe von Vitamin C jedoch gefördert. Die
Unterschiede schwanken zwischen 2,5% bis 20%
Resorptionsrate, je nach Kombination. Man kann
also auch einen Mangel entwickeln, indem man
regelmäßig die falschen Nährstoffkombinationen
zu sich nimmt. So kann auch die Einnahme von
Multivitamin-Tabletten, die Eisen, Zink und Calcium
vereinen, einen Eisenmangel fördern, einfach
deshalb, weil der Darm es in dieser angebotenen
Form nicht aufnehmen kann.
7.
Pflanzliche Störstoffe: Es gibt auch pflanzliche Bes-
tandteile in unseren Lebensmitteln, die Mineral-
stoffe wie Eisen, Calcium, Zink und Magnesium
binden und somit verhindern, dass diese Mineral-
stoffe über den Darm aufgenommen werden.
Dazu gehört die Phytinsäure. Phytinsäure ist in
den Schalen von Getreide, Hülsenfrüchten und
Nüssen vorhanden. Sie dient den Pflanzen als
Fraßschutz gegen Insekten. Der Gehalt an Mine-
ralstoffen in den Naturprodukten, wie z.B. Kleie
und Hafer, die ebenfalls Phytinsäure beinhalten,
bedeutet also NICHT, dass der Körper auch tat-
sächlich eine entsprechend hohe Ausbeute aus
diesen verzehrten Lebensmitteln erhält. Man
spricht hier von einer guten oder schlechten "Bio-
verfügbarkeit". Gemeint ist damit, wie viel der Kör-
per von den Nährstoffen, die in einem Lebensmit-
tel vorhanden sind, aufnehmen kann. Phytinsäure
in Lebensmitteln kann aber auch abgebaut und
somit weniger schädlich für den Körper gemacht
werden. Das passiert zum Beispiel durch Fermen-
tieren oder Einweichen. Diese Praxis kommt bei
Hülsenfrüchten oder bei der Herstellung von
Sauerteig zum Einsatz.
8.
Fettlösliche Vitamine: Für die Aufnahme der Vita-
mine A, E, D und K über den Darm braucht der
Körper gleichzeitig eine Zugabe von Fett. Wenn
man diese Vitamine also ohne fettenthaltende
Mahlzeit als wasserlösliche Brausetabletten oder
künstlich angereichert in Säften zu sich nimmt,
können diese Vitamine nicht richtig aufgenom-
men werden. Dafür kann der Körper diese fettlös-
lichen Vitamine in seinen Zellen für Wochen spei-
chern. Man kann also an manchen Tagen höhere
Dosen aufnehmen und an anderen Tagen keine.
9.
Wasserlösliche Vitamine: Die wasserlöslichen Vi-
tamine – hierzu gehören fast alle B-Vitamine und
Vitamin C – kann der Körper in seinen Zellen nicht
gut speichern. Ihm müssen diese Vitamine bedarfs-
gerecht zugeführt werden. Allerdings können un-
sere Darmbakterien all diese essenziellen Vitamine
zum Teil auch selber produzieren, zumindest solan-
ge wir eine gesunde Darmflora haben.
Angaben zu Nährstoffen sind mit
Vorsicht zu betrachten!
Es gibt Tabellen, in denen die Konzentration von Nähr-
stoffen in bestimmten Lebensmitteln angegeben wird.
In der folgenden Sektion "Essenzielle Nährstoffe: Vita-
mine, Mineralstoffe und Fettsäuren – Worin sind sind
sie enthalten?" habe ich eine Tabelle mit Lebensmit-
teln und deren Nährstoffgehalt erstellt. Für diese An-
gaben habe ich zum größten Teil zwei Bücher genutzt:
•
"Die Nährwerttabelle 2016/2017" von Prof. Dr. Hel-
mut Heseker und Dipl. oec. Troph Beate Heseker
•
"Die große GU Nährwerttabelle 2016/2017" von Prof.
Dr. Emadfa, W Aigen, Prof. Dr. E. Muskat, Dipl. oec.
Troph D. Fritsche
Diese Nährstoffangaben sind generell mit etwas Vor-
sicht zu betrachten, da sie nicht immer die Spann-
weite der möglichen Abweichungen wiedergeben.
Gravierende Unterschiede bzw. Verluste in der Nähr-
stoffkonzentration können durch folgende Aspekte
entstehen:
•
Unterschiedlicher Mineralstoffgehalt im Boden:
In deutschen Böden kommt zum Beispiel Selen
kaum noch vor, dafür findet sich dieser Mineralstoff
aber in größeren Mengen in kanadischen Böden.
Angebautes Getreide wird je nach Standort also
ganz unterschiedliche Nährstoffkonzentrationen
aufweisen.
•
Unterschiedliche Züchtungsformen bei Obst und
Gemüse: Hochgezüchtetes oder genverändertes
Obst und Gemüse haben oft deutlich weniger
Nährstoffe als alte Sorten. Ein Zuchtapfel aus Chile
(plus Transportverlust) hat somit nur einen Bruch-
teil des Vitamin C-Gehalts eines Bio-Apfels "Alte
Sorte", gepflückt und gegessen im Garten.
•
Haltungsformen wie Freiland oder Massentier-
haltung: Nur Freiland-Rinder oder Hühner können
Vitamin D produzieren und es in den Muskeln spei-
chern, da der Mechanismus der gleiche wie bei
Menschen ist: es braucht Sonnenstrahlen. Ebenso
ist das Verhältnis von essenziellen Fettsäuren in
tierischen Produkten aus der Massentierhaltung
deutlich schlechter als bei artgerechter Haltung.
•
Lagerung, Transport, Verarbeitung: Wie bereits
beschrieben, können durch alle drei Faktoren hohe
Nährstoffverluste entstehen.
In den oben aufgeführten Büchern wird nicht erklärt,
aus welchen Quellen die evaluierten Lebensmittel
stammen. Es ist also zum Beispiel unklar, ob der auf-
geführte Wert für Calcium für Milch von einer Kuh aus
der biologischen Freilandhaltung oder aus der Mas-
sentierhaltung im Stall gemessen wurde.
Wohl um diese möglichen Schwankungen in Zucht und
Verarbeitung auszugleichen, rät die "GU-Nährwert-
Kalorien-Tabelle" von Almadfa et al., bei allen Lebens-
mitteln zwischen 10% und 35% auf alle dort genannten
Angaben zu addieren.
Ein Beispiel: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DGE) empfiehlt, Kindern zwischen 1-4 Jahren täglich
20mg Vitamin C zu geben. Diese Menge ist laut der
oben genannten Tabelle in 200g Äpfeln enthalten. Um
die Verluste durch falsche Handhabung (Lagerung,
Zubereitung) und Zucht auszugleichen, sollte das Kind
von 1-4 Jahren, dessen einzige Vitamin C-Quelle Äpfel
sind, ca. 260 Gramm davon essen. Das entspricht un-
gefähr drei kleinen Äpfeln.
Für stark verarbeitete Lebensmittel gibt es nur sehr
wenige Informationen. Ein paar Produkte sind in dem
Buch "Die Nährwerttabelle" von Prof. Dr. Helmut und
Beate Heseker aufgelistet. Die Produkte sind dort aber
nicht nach Herstellern aufgeführt. Somit ist z.B. unklar,
wie groß die Schwankungsbreite für das Fertigprodukt
"Spaghetti mit Tomatensauce" tatsächlich sein mag.
Generell kann man davon ausgehen, dass für verarbei-
tete Produkte die Nährstoffverluste beachtlich sind. In
vielen Produkten werden zum Beispiel Auszugsmehle
verwendet. Ein Auszugsmehl ist das gleiche wie Weiß-
mehl, welches unter der Nummer 405 im Supermarkt
angeboten wird. Weißmehl entsteht, indem man die
Schale vom geernteten Korn entfernt und dieses dann
zu Mehl zerreibt. Allerdings befinden sich in dieser
Schale die meisten Mineralstoffe.
Die prozentualen Mineralstoffverluste bei der Herstel-
lung von Auszugsmehl verdeutlicht die folgende
Tabelle:
Quelle: "Mineralien – das Erfolgsprogramm" 2005 Strunz
Quellen und weitere Informationen
zu "Erhalt und Verluste von Nähr-
stoffen"
•
"Vitaminverluste bei der Lagerung und
Zubereitung von Lebensmitteln" von A. Bogner
publiziert in Ernährung/Nutritition, Vol 19/NR.9 1995,
•
DocMedicus "Zink – Definition, Synthese,
Resorption, Transport und Verteilung"
•
NCBI "Systematic genome assessment of B-
vitamin biosynthesis suggests co-operation among
gut microbes" 2015 by Stefanía Magnúsdóttir,
Dmitry Ravcheev, Valérie de Crécy-Lagard and Ines
Thiele
•
Intechopen Open - access peer-reviewed chapter.
"Biosynthesis of Vitamins by Probiotic Bacteria" By
Qing Gu and Ping Li Published: July 13th 2016
•
Gesundheitswissen "Wie Sie Vitamine und
Mineralstoffe richtig einnehmen"
•
Buch: "Mineralien – das Erfolgsprogramm" 2005,
Dr. med. Ulrich Strunz und Andreas Jopp 2005
•
Buch: "Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente"
2014, Heinz Knieriemen (Seite 76 bis 102)
Auszüge aus dem Buch "Deutschland Kranke Kinder"
von Ulrike von Aufschnaiter (1)
-85%
Magnesium
-86%
Mangan
-80%
Chrom
-78%
Zink
-77%
Kalium
-76%
Eisen
-75%
Selen
-68%
Kupfer
-60%
Calcium
Nahrung und Gesundheit