Bewegung
In der Öffentlichkeit und von Seiten unserer Regierung
wird oft erklärt, dass Bewegung besonders wichtig ist,
um eine ausgeglichene Energiebilanz zu gewährleis-
ten, man also nicht dick wird. Bewegung übernimmt
in unserem Körper aber noch ganz andere, und deut-
lich wichtigere Aufgaben, und hat eine hohe Auswir-
kung auf die Gesundheit generell. Wichtig für den
Körper sind zum Beispiel folgende Aspekte:
1.
Starke Knochen und Zähne: Bewegung führt zu
einem funktionierenden Knochenstoffwechsel
und hilft dem Körper, Calcium und Phosphor in
den Knochen einzulagern. Die Knochen werden
dadurch stark und elastisch. Gesunde Knochen
erneuern sich mit entsprechend viel Bewegung
und den richtigen Mengen an Mikronährstoffen
ca. alle sieben Jahre. Viel Bewegung stellt sicher,
dass man mit zunehmendem Alter weniger an
Osteoporose leidet.
2.
Verteilung von Nährstoffen: Erst bei viel Bewe-
gung kommt der Stoffwechsel richtig in Schwung.
Das bedeutet, dass die Nährstoffe, die mit der
Nahrung aufgenommen oder auch von Darm-
bakterien produziert werden, im Körper effektiv
verteilt werden.
3.
Bessere Sauerstoffversorgung: Mit erhöhter Be-
wegung nimmt die Lunge mehr Sauerstoff auf
und das Blut pumpt dann diesen Sauerstoff mit
Hilfe von Eisen und diversen anderen Nährstoffen
in die unterschiedlichen Bereiche im Körper.
4.
Produktion von Glückshormonen: Ein angeregter
Stoffwechsel produziert Endorphine – also körper-
eigene Opiate, und sorgt für die Ausschüttung
von Glückshormonen wie Adrenalin. Wir fühlen
uns psychisch dann besser.
5.
Gesunder Darm: Bewegung regt auch die Darm-
aktivität an. Das hilft dabei, die Stoffwechselpro-
zesse in unserem Verdauungstrakt zu beschleu-
nigen. Ebenso regt Bewegung die für den Men-
schen positiven Bakterienstämme im Darm an,
um mehr von den für uns essenziellen Nährstoffen
wie den B-Vitaminen zu produzieren.
6.
Gesunde Arterien: Auch das schädigende Choles-
terin LDL kann durch Sport gesenkt werden. So
wird verhindert, dass die Arterien langfristig verkal-
ken. Es kommt dann zu weniger Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.
7.
Gute Konzentration: Eine bessere Durchblutung
führt zu einer besseren Versorgung des Gehirns
mit Nährstoffen und Sauerstoff. Das steigert die
Leistungsfähigkeit und Konzentration – Kinder
werden in der Schule aufmerksamer und können
besser lernen.
8.
Gesunde Haut: Bei Sport fangen wir an zu schwit-
zen. Unsere Schweißdrüsen produzieren vermehrt
das antimikrobielle Peptid. Das wiederum hilft, die
Bakterien auf unserer Hautoberfläche zu verrin-
gern und schützt uns gegen Infektionen in der
Haut.
9.
Abtransport von Giftstoffen: Wenn wir schwitzen,
werden über die Haut auch schädliche Giftstoffe
aus unserem Körper ausgeschieden. Die Haut ist
also neben Nieren, Leber und dem Dickdarm ein
wichtigstes Organ, um den Körper zu reinigen.
10.
Starkes Herz: Mit Laufen, Springen und Hüpfen
baut sich die Herz- und Beinmuskulatur auf, was
wiederum zu einer verbesserten Durchblutung
und somit auch zur besseren Versorgung mit Sauer-
stoff und Nährstoffen des gesamten Körpers führt.
11.
Langfristig funktionsstarke Muskeln: Die Zellen
unserer Muskelfasern haben ein Muskelgedächtnis
(Muscle memory effects). Wer schon in der Kind-
heit seine Muskeln trainiert, kann somit im späte-
ren Leben, auch nach Verletzung oder längerer
Krankheit, schnell wieder eine intakte und leistungs-
fähige Muskulatur aufbauen. Diese Muskulatur ist
die Grundvoraussetzung, um anschließend all die
oben genannten Vorteile von Bewegung und
Sport im Körper zu erleben.
Kurz: Auch Bewegung ist essenziell für eine vitale
Gesundheit und wirkt vorbeugend und behandelnd
für alle Zivilisationskrankheiten, die wir mittlerweile
beobachten. Für Kinder empfiehlt die Weltgesund-
heitsorganisation (WHO) mindestens eine Stunde
intensive Bewegung pro Tag. Die Regierung in Finn-
land empfiehlt für Kinder zwischen 2 und 3 Stunden
pro Tag. Die Süddeutsche Zeitung schreibt in einem
Artikel vom 17.5.2010:
"Der Bedarf an täglicher Bewegungszeit von
Kindern liegt laut den Experten bei drei bis vier
Stunden, davon etwa eine Stunde intensiv, also
richtig toben und verausgaben."
Bewegung bedeutet: Hüpfen, Springen, Laufen, Toben,
Kämpfen, Fahrradfahren, Schwimmen, Klettern, Tanzen,
Schaukeln, Balancieren, Dehnen und vieles mehr. Der
Körper sollte mindestens einmal am Tag für 30 bis 60
Minuten richtig schwitzen. Zusätzlich sollten sich be-
sonders Kinder alle 30 bis 45 Minuten bewegen, damit
ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt und Nährstoffe
das Gehirn erreichen. Sonst lässt die Konzentration und
somit die Leistung nach.
Das alles – sich viel, häufig und intensiv zu bewegen –
erfüllen die allerwenigsten unserer heutigen Kinder.
Die meisten Kinder bewegen sich nur noch halb so
viel im Vergleich zu Kindern vor 30 Jahren. Wenn man
sich die gravierende Bedeutung von Bewegung an-
schaut, besonders für einen wachsenden Organismus,
mag man sich Folgendes fragen:
•
Warum schaffen unsere regierenden Politiker nicht
ausreichende Rahmenbedingungen, die sicher-
stellen, dass sich alle Kinder ein bis zwei Stunden
am Tag in unseren Schulen und Kitas intensiv
bewegen?
•
Warum plant unsere Bundesregierung in 2018
eine Investition von 5 Mrd. Euro für den Ausbau von
Digi-talisierung an unseren Schulen, OHNE zuerst
alle notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen,
welche unseren Kindern erlauben, gesund aufzu-
wachsen?
•
Warum wird nicht mindestens ein Teil der für die
Digitalisierung vorgesehenen Summe in fähige
Sportlehrer, Turnhallen und Bewegungskonzepte
investiert?
Quellen & weitere Informationen
zu "Bewegung"
•
UGB online "Gesunde Knochen: Muskeln bringen´s"
•
Equapio online "Körperliche Bewegung: Warum so
wichtig für die Gesundheit?"
•
Süddeutsche Zeitung 17.5.2010 "Bewegung macht
schlau. Der Bedarf an täglicher Bewegungszeit
von Kindern liegt laut den Experten bei drei bis vier
Stunden, davon etwa eine Stunde intensiv, also
richtig toben und verausgaben."
•
BBC Online 8.9.2016 "Children need three hours
exercise a day – Finland"
•
Eltern online "Wetten, dass Deine Kinder zu wenig
toben?"
•
Spiegel online 23.6.2018 "Gedächtniskraft von Mus-
kelzellen – Schnell wieder zur Höchstform. Früher
waren Sie so schön stark? Dann bringt Sport die
Kraft auch schnell zurück – denn Muskeln erinnern
sich an frühere Leistung."
•
Nature 30.1.2018 "Human Skeletal Muscle Possesses
an Epigenetic Memory of Hypertrophy" by Robert
A. Seaborne, Juliette Strauss, Matthew Cocks, Sam
Shepherd, Thomas D. O’Brien, Ken A. van Someren,
Phillip G. Bell, Christopher Murgatroyd, James P.
Morton, Claire E. Stewart & Adam P. Sharples
•
Bundesministerium für Bildung und Forschung
11.7.2018 "Wissenswertes zum DigitalPakt Schule"
•
BMEL: "Ernährungs- und Bewegungsverhalten
verändern" Zitat: "Wichtig ist auch eine ausgegli-
chene Energiebilanz. Denn Ernährung und Bewe-
gung sind untrennbar miteinander verbunden.
Wer sich viel bewegt, ist nicht nur körperlich fitter,
er verbraucht auch mehr Energie, kann also mehr
Kalorien zu sich nehmen."
Auszüge aus dem Buch "Deutschland Kranke Kinder"
von Ulrike von Aufschnaiter (1)